Von der Blütezeit des Eisens bis zur modernen Regionalentwicklung
Die Geschichte der Eisenstraße
Vom Handelszentrum zur historischen Kulturlandschaft
Die Eisenstraße Niederösterreich war einst ein zentraler Bestandteil der Eisenwurzen, die sich über Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark erstreckte. Die Region war nicht nur für die Eisenverarbeitung bekannt, sondern spielte auch eine entscheidende Rolle in der Versorgung des Erzbergs mit Lebensmitteln und Rohstoffen. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich die Eisenwurzen zur wichtigsten eisenproduzierenden Landschaft Europas.
Mit der Industrialisierung und dem Aufstieg der modernen Stahlproduktion verlor die Eisenstraße im 19. Jahrhundert zunehmend an Bedeutung. Die kleinen Schmieden konnten mit den neuen, großtechnischen Produktionsstätten nicht mehr konkurrieren, und viele traditionsreiche Handwerksbetriebe verschwanden. Dennoch prägen die Spuren dieser Blütezeit noch heute das Landschaftsbild – von historischen Hammerherrenhäusern bis hin zu alten Schmieden und Handelswegen.

Wirtschaftlicher Aufstieg und Niedergang
Zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert erlebte die Eisenstraße ihre wirtschaftliche Hochphase. Die Eisenproduktion war in genau geregelte Widmungsbezirke unterteilt: Die verarbeiteten Eisenprodukte wurden gegen Lebensmittel und andere lebensnotwendige Waren getauscht. Besonders das Ybbstal entwickelte sich zum Zentrum der Eisenverarbeitung, während sich das Erlauftal auf den Handel spezialisierte.
Ende des 18. Jahrhunderts geriet die Region in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Konkurrenz durch billigere, industriell gefertigte Eisenwaren und der Ausbau der Eisenbahn ließen viele Schmieden und Hammerwerke unrentabel werden. Während die Eisenproduktion weiterzog, blieben die historischen Bauwerke, Schmiedetraditionen und die Verbundenheit der Menschen mit diesem Handwerk erhalten.

Die Österreichische Eisenstraße
Länderübergreifende Zusammenarbeit für Kultur und Innovation
Die Eisenstraße Niederösterreich ist seit 1991 Teil der Österreichischen Eisenstraße, die gemeinsam mit der Oberösterreichischen und Steirischen Eisenstraße einen historischen Kulturraum bildet. Rund um den Erzberg verbindet dieses Netzwerk über 70 Gemeinden, die durch ihre gemeinsame Vergangenheit eng verknüpft sind.
Gemeinsame Projekte und Initiativen
Seit 2001 arbeitet die Österreichische Eisenstraße verstärkt an länderübergreifenden Initiativen, um die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung der Region zu erhalten. Zu den wichtigsten Projekten zählen:
- Die jährliche Tanzboden-Wanderung im Dreiländereck als Symbol für grenzüberschreitende Verbundenheit.
- Die Schnapsbrennerolympiade, die Destillateure aus der gesamten Region zusammenbringt.
- Die „Schatzsuche Eisenstraße“, eine virtuelle Plattform zur interaktiven Erkundung der Eisenstraße-Geschichte.
Bewerbung als UNESCO-Welterbe
Um das kulturelle Erbe langfristig zu bewahren, wurde die Österreichische Eisenstraße als potenzielles UNESCO-Weltkulturerbe vorgeschlagen. Machbarkeitsstudien und wissenschaftliche Gutachten unterstützen dieses Vorhaben, das die historische Bedeutung der Region international sichtbar machen soll.
- Themenwege als regionale Kooperationen und Mittel zur touristischen Entwicklung
Dissertation von DI Dr. Kim Meyer-Cech, Institut für Raumplanung und ländliche Neuordnung der Universität für Bodenkultur, Wien - Welterbe „Österreichische Eisenstraße (-wurzen)“
Gutachten von Univ.-Prof. Dr. Roman Sandgruber, Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Johannes-Kepler-Universität Linz - Die Österreichische Eisenwurzen als UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe?
Machbarkeitsstudie von DI Mag. Dr. Michael S. Falser, Karl Jaspers Centre for Advanced Transcultural Studies der Universität Heidelberg
Weiterführende Links zu den Eisenstraßen in anderen Bundesländern
Die Eisenstraße ist weit mehr als eine historische Landschaft – sie ist ein lebendiges Zeugnis österreichischer Industriegeschichte, das mit innovativen Projekten und länderübergreifender Zusammenarbeit zukunftsfähig gemacht wird.