Verbindung zur Eisenstraße
Durch kaiserliche Anordnung waren im sogenannten „Widmungsbezirk“ alle Bauern verpflichtet, ihr Getreide und sonstige Lebensmittel nur an die privilegierten Eisen- und Provianthändler zu verkaufen, um die Versorgung der Bergleute im Eisenerzer Bergbaugebiet zu gewährleisten. Für das Gebiet um Wieselburg-Land waren die Scheibbser Händler zuständig, die auf den Schüttkästen ihrer eigenen Häuser das Getreide lagerten.
Durch die ausgezeichneten Beziehungen des damaligen Herrschaftsbesitzers Dr. Johann Linsmayr zum Kaiserhaus – er war von 1571 bis 1580 Kammerprokurator des Erzherzogs Karl von Innerösterreich am Grazer Hof – war es ihm leicht, die Bewilligung zur Eigenversorgung seiner Arbeiter im Kupferwerk in Radmer an der Hasel (Kauf der Kupfergrube im Jahr 1590) zu erhalten. Mit der Herrschaft Weinzierl besaß er eine große Anzahl an bäuerlichen Untertanen, deren Produkte er wohl im Weinzierler Kastenhaus lagern wollte. Das Weinzierler Kastenhaus besaß vier Etagen zur Lagerung des Getreides. Das damals gebräuchliche Wort „Kasten, Casten“ ist übrigens noch heute im bäuerlichen „Troadkasten“ (Getreidekasten) lebendig. Im riesigen Keller neben dem Kastenhaus wurden die verderblichen Lebensmittel wie Schmalz, Butterschmalz usw. gelagert.
Das vierhundert Jahre alte Speicherhaus, weithin sichtbar an der früheren kleinen Eisenstraße gelegen, war knapp ein Jahrhundert lang Getreidespeicher, ehe es 220 Jahre als Unterkunft für Arme und Kranke diente. Seit 1950 steht es der Jugend zur Verfügung, zuerst als Pflichtschule, später als „Haydn-Schule“ zur Weiterbildung in Musik, Gesang und Tanz.