Verbindung zur Eisenstraße

Die erste schriftliche Nennung von Lunz am See als „Livnze in montanis“ findet sich in den Reiserechnungen des Passauer Bischofs Wolfger von Erla (1203/04). Im Jahr 1392 wurde eine „Frauenkirche zu Lunz am See“ erstmals urkundlich erwähnt. Um das Jahr 1500 ist die Kirche in Lunz am See mit ihrer „Madonna im Goldenen Sessel“ eine viel besuchte Gnadenstätte am oberösterreichschen Pilgerweg nach Mariazell.

Dieser Pilgerweg kreuzte sich in Lunz am See mit einer Verkehrsverbindung, auf welcher Proviant in das Gebiet von Eisenerz transportiert wurde. Im Gegenzug gelangte Eisen zur Bearbeitung ins niederösterreichische Voralpengebiet. Als um 1560 die „Dreimärktestraße“ (Gresten, Purgstall, Scheibbs) über den Grubberg nach Lunz am See und weiter über Mendling nach Innerberg ausgebaut wurde, verstärkte sich der Warenverkehr entlang dieser Route.

Gerade um diese Zeit wurde in Lunz am See ein repräsentativer Renaissancebau errichtet: das heutige Amonhaus. Imposant wirken die Fensterkörbe und der Sgraffitodekor an der Straßenseite. Unter der Familie Amon (1784-1876) erlangte dieses Gebäude eine weit über Lunz am See hinausreichende Bedeutung. Für 1810 und 1820 sind Besuche von Kaiser Franz I. belegt. Seit 1914 beherbergt das “Amonhaus” ein Museum und seit den 1960er Jahren das Gemeindeamt.

Ein weiteres viel beachtetes Eisenstraße-Baudenkmal ist die „Heiligenbrücke“ (auch „Töpperbrücke“ oder „Schöne Brücke“ genannt). Sie überspannt den Ybbsfluss südlich von Lunz am See im Ortsteil Kasten. Der „Frühindustrielle“ Andreas Töpper ließ 1855 eine Brücke als Zufahrt zu seinem Walzwerk erbauen und mit Figuren aus Mariazeller Eisenguss schmücken. Die Figuren stellten die Namenspatrone des Ehepaars Töpper (Hl. Andreas und Hl. Helena), den Hl. Florian, den Hl. Johannes Nepomuk, eine Madonna und ein hochragendes Kruzifix dar. Andreas Töpper hatte in den 1830er Jahren in Lunz am See Fuß gefasst. Damals schloss er mit der Herrschaft Gaming einen Abstockvertrag für ein Waldgebiet zwischen Dürrenstein und Lunzer See, um damit die Holzkohlenerzeugung für seine Betriebe zu sichern. Weiters erwarb er in diesem Jahrzehnt das „Kastengebäude“ und ließ es zu einem Wohnhaus umgestalten. In der Nähe dieses Gebäudes stand das Töppersche Streckwalzwerk, welches später zu einer Holzstofffabrik umgebaut wurde. Ein von Töpper am rechten Ybbsufer errichtetes Puddlingwerk ging nie richtig in Betrieb.

Nahezu zeitgleich mit dem Niedergang der Eisenindustrie erschloss sich Lunz am See einen neuen wirtschaftlichen „Hoffnungsmarkt“, den Tourismus. Begünstigt durch den Bahnbau erlebte die „Lunz am See-Sommerfrische“ bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs einen vorläufigen Höhepunkt. 

Von Dr. Herbert Krückel, Lunz am See

Daten

Bezirk: Scheibs

Größe: 101 km²

Seehöhe: 601

Einwohner per 1.1.2019: 1.779

Bewaldungsgrad: 83,29 %

Web: www.lunz.at

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